Von vielen Bekannten, Freunden und Kolleginnen hört man, dass diese fast nur noch Fisch essen – aus Mitleid mit den Tieren in der Massentierhaltung. Immer mehr Menschen greifen auch auf dem münsteraner Wochenmarkt zum Fischbrötchen statt zur Bratwurst. Der Begriff Massentierhaltung wird zumeist assoziiert mit Schweinen oder Rindern, die auf kleinstem Raum gehalten werden. Doch zeitgleich wuchs in den letzten Jahrzehnten der Anteil des Fisches auf unseren Tellern, der ebenfalls aus Massentierhaltung stammt. Aus der sogenannten Aquakultur.
Am weitesten verbreitet ist die Zucht in künstlich angelegten Fließgewässern oder Teichen, viele Fische aus Asien werden aber auch in natürlichen Gewässern gezüchtet. Dazu werden schwimmende Käfige ins Meer, in den Fluss oder den See gehängt. Den Haltungsarten ist eines gemein: Es werden viel zu viele Tiere auf viel zu wenig Raum gehalten. Sie verletzen sich gegenseitig, es kommt zu Verhaltensstörungen. Krankheiten breiten sich rasend schnell aus. Parasiten, Bakterien, Pilze und Viren haben auf diesem engen Raum leichtes Spiel. Um die Tiere trotz der lebenswidrigen Bedingungen bis zur Schlachtreife heranziehen zu können, werden große Mengen Antibiotika und Pestizide eingesetzt. Der Großteil unseres Speisefischs stammt aus Ländern, wo es kaum gesetzliche Regelungen gibt. Weder zum Einsatz von Chemie noch zu den Haltungsbedingungen. Die mit hohen Konzentrationen von Ausscheidungen, Pestiziden und Dünger belastenden Abwässer werden oft ungefiltert in Flüsse und Seen abgeleitet. Um die in Flüssen, Seen und im Meer schwimmenden Käfige befindet sich oft eine Todeszone, in der weder Pflanzen noch Tiere leben können.
Diese Massenaufzucht soll die Überfischung verhindern. Doch das ist ein Trugschluss. Viele Zuchtfische ernähren sich selbst von anderen Fischen. In der Aquakultur werden sie zumeist mit wildgefangenen Fischen, Fischmehl oder Fischöl gefüttert. Damit wird der Fang von Wildfisch sogar noch gefördert. Bis zu 1/3 des wildgefangenen Fischs landet als Futtermittel in der Aquakultur.
Um die Fische zu töten, werden sie schließlich in Schlachthäuser transportiert. Viele überleben diesen Transport nicht. Die Methoden, die bei Betäubung und Schlachtung angewendet werden dürfen, sind in den Ländern, aus denen der Großteil unseres Speisefisches kommt, nicht reguliert. Lediglich in Deutschland gibt es Gesetze, deren Einhaltung nur unzureichend kontrolliert wird. Auch stammen aus Deutschland lediglich 4 % des hier verzehrten Fisches aus Aquakultur.