Soja – Die Schuldfrage

Veröffentlicht 30. März 2022

Erhöhtes Brustkrebsrisiko, Unfruchtbarkeit und Verweiblichung sind gesundheitliche Folgen, die Soja zugeschrieben werden. Auch für die Abholzung der Regenwälder wird der Soja-Anbau verantwortlich gemacht. Verbraucher sind verwirrt. Woher stammen diese Annahmen und: stimmen sie?

Sojaprodukte finden immer häufiger den Weg in die Supermarktregale. Jedoch wird Soja nicht von allen Verbrauchern als gesundes Lebensmittel akzeptiert. Warum ist das so?
Ein Beispiel: Soja enthält sekundäre Pflanzenstoffe, die der Pflanze als natürliche Abwehr gegen Fressfeinde dienen. Allgemein werden diesen Substanzen positive Wirkungen zugeschrieben, doch einige haben einen schlechten Ruf.
Darunter fallen Isoflavone, Phytoöstrogene, die in der Sojabohne enthalten sind. Ihr Name suggeriert, ‚‚Phytoöstrogene‘‘ seien mit normalen Östrogenen gleichzusetzen. Diese Annahme ist falsch. Dennoch ist sie Grundlage für Irrtümer wie: „Soja beeinflusst unser Hormonsystem und löst Brustkrebs aus“. Diese Aussage basiert auf unseriösen Studien, in denen Mäuse hoch dosiert isolierte Phytoöstrogene erhielten. Die Folge: Der Anteil von Brustkrebsfällen stieg. In Soja kommen Phytoöstrogene jedoch nur in kleinen Mengen vor. So dosiert haben sie positive Wirkungen auf unsere Gesundheit. Um die in Studien gezeigte hormonähnliche Wirkung hervorzurufen, müssten Menschen täglich kiloweise Sojaprodukte essen. In übergroßen Mengen ist jedoch jedes Lebensmittel ungesund.
Die wenigen Phytoöstrogene, die natürlicherweise in Soja vorkommen, können sogar Brustkrebs vorbeugen.

Wer Angst vor der hormonähnlichen Wirkung von Lebensmitteln hat, sollte z. B. Milch und Bier von seinem Speiseplan streichen. Diese Lebensmittel enthalten Östrogene. Sichtbar werden die Folgen insbesondere bei regelmäßigem Bierkonsum. Ein dicker Bierbauch, Übergewicht und vor allem das Brustwachstum bei Männern sind ein Indikator dafür.

Soja als Buhmann: Zu Unrecht verurteilt?!

Soja enthält weitere sekundäre Pflanzenstoffe (z.B. Lektine und Oxalsäure), die in Kritik geraten sind. Diese werden allerdings durch den zwingend erforderlichen Kochvorgang ganz oder stark reduziert. Folglich haben sie keine negative Wirkung auf unsere Gesundheit. Eher stimmt das Gegenteil: Soja enthält viele sekundäre Pflanzenstoffe, die uns gesund erhalten. Brustkrebs ist der weltweit häufigste auftretende Krebs bei Frauen. Soja senkt das Risiko daran zu erkranken. Insbesondere Frauen aus asiatischen Regionen, die einen hohen Sojakonsum haben, bekommen seltener Brustkrebs.
Soja enthält kein Cholesterin und wenig ungesundes Fett. Dadurch wird das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gesenkt. Soja enthält Ballaststoffe, Eisen, Magnesium, Kalium, Zink und Eiweiß – wodurch es zu einem besonders gesunden Lebensmittel wird. Ballaststoffe halten den Blutzuckerspiegel konstant und vermindern Entzündungen im Körper. Generell sollten Verbraucher Sojaprodukte bevorzugen, die wenig Zusatzstoffe enthalten (wie z. B. Tofu, Tempeh und Soja-Drinks).
Sämtliche Gesundheitsorganisatione (u. a. das Bundesinstitut für Risikobewertung) empfehlen den regelmäßigen Verzehr von Soja und Sojaprodukten. Mit bis zu drei Portionen am Tag profitieren Konsumenten von den positiven Wirkungen. Wobei eine Portion in etwa 100 g Tofu oder 250 ml Soja-Drink entspricht. Soja ist vielfältig einsetzbar und kann jeden Speiseplan bereichern. Eine Ausnahme bilden Soja-Allergiker. Sie machen jedoch nur 1,2% der Weltbevölkerung aus.

Generell ist Sojaverzehr deutlich umweltverträglicher als Fleischkonsum. Erstens kommen die Sojaprodukte, die in Deutschland im Handel erhältlich sind, größtenteils aus der EU. Anders ist es bei tierischen Produkten. Das Soja, welches als Tierfutter genutzt wird, kommt meist aus Südamerika. Im Erntejahr 2021/22 wird die Anbaufläche von Sojabohnen rund 132,5 Millionen Hektar betragen, dies entspricht ungefähr der Fläche von Deutschland, Frankreich und Spanien zusammen. 80 % des Sojas werden zu Tierfutter verarbeitet. So wird ein hochwertiges pflanzliches Lebensmittel als Tierfutter verschwendet. Denn für die Produktion eines Stücks Fleisch werden große Mengen Soja und anderer Pflanzen benötigt. Mit einer deutlich kleineren Menge könnten sehr viel mehr Menschen mit pflanzlichen Proteinen versorgt werden.

Fazit: Soja wird zu Unrecht verteufelt. Naturbelassene Sojaprodukte haben eine positive Wirkung auf unsere Gesundheit und bereichern unseren Speiseplan. Zudem schützt regelmäßiger Sojakonsum die Umwelt.

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